Nach fast einem Jahr wieder in Brest

Die letzten 70 sm...

von Roscoff bis Brest sind wieder schwer erkämpft. Der Wind dreht immer mit uns, scheint sich an unserer Nase festgehangen zu haben.

Nach 15 Stunden kommen wir im strömenden Regen und bei viel Wind kurz vor Mitternacht in Brest an. Wir finden kaum den Steg, so schlecht ist die Sicht.

 

Den nächsten Tag müssen wir erstmal zum Trocknen nutzen. Wenigstens regnet es heute nicht, auch wenn die Sonne sich häufig hinter den Wolken verkrümelt.

Unser Päckchen mit der Lopolight-Lampe Nr 2 (diesmal die Stb.-Laterne) nehmen wir hier an Bord. Noch einmal tanken und dann heißt es für uns warten, bis wir ein gutes Wetterfenster nach Acoruna erwischen. 

 

In Camaret sur Mer 

Dazu verlegen wir uns nach Camaret sur Mer, ein richtig schöner, ganz gut geschützter Ankerplatz. Mit dem Dingy ist es nicht weit in die kleine Stadt. Dort können wir unser Päckchen (die kaputte Laterne muss zurück zum Händler) zur Post bringen, sehr bequem einkaufen und gut essen - französisches Leben eben. Herrlich! Das Wasser ist hier wieder blau, nicht mehr das Grau-Braun vom englischen Kanal. Abends in diesem Wasser bei leichter Briese am Anker schaukeln: Es gibt nichts Schöneres! Und wir bekommen fast karibische Gefühle! Die Landschaft ist zwar um einiges schroffer, man merkt ihr das raue Klima an. Aber gerade bei Sonnenschein ist die Gegend hier mit den wunderschönen französischen gemauerten Landhäusern, den scharfen Klippen und den gerade leicht rötlich blühenden  bewachsenen Hängen so malerisch - wie aus dem Bilderbuch!

Es fällt uns nicht schwer, hier ein wenig warten zu müssen.

Viel Geschichte in Camaret...

Die kleine Stadt hat ungefähr 2500 Einwohner. Berühmtestes Baudenkmal neben der alten Kirche Notre Dame de Rocamadour (1527) ist der Vauban-Turm. Er wurde ab 1683 von Sebastian Le Prestre de Vauban geplant und nach ihm benannt. Vauban war ein französischer General, Festungsbaumeister von Ludwig XIV und Marschall von Frankreich. Die Fertigstellung des Turms dauerte bis 1697. Ausgestattet mit zahlreichen Kanonen und einer Schutzmauer war er bestens geeignet, die Reede von Brest zu schützen und  unerwünschten Eindringlingen einen entsprechenden Empfang zu bereiten. Bereits 1907 wurde der Turm als Baudenkmal bezeichnet und ist heute zusammen mit anderen Festunsanlagen seines berühmten Baumeisters Teil des UNESCO-Weltkulturerbes.

... und kleiner Künstlerkolonie

Sehr touristisch, aber schnuckelig. Es gibt viel zu Sehen und die Gassen, die etwas weiter weg vom Zentrum liegen, sind malerisch. Wir legen mit unserem Dingy im Stadthafen an und absorbieren das französische Flair des kleinen Städtchens. Im Zentrum findet sich eine Ansammlung verschiedener Künstler, die hier ihre Werke ausstellen. Ohne Kaufzwang oder irgendwie bedrängt zu werden, kann man durch die Läden schlendern und die unterschiedlichsten Kunstformen betrachten. 

Nach dem Tief ist vor dem Tief

Das Wetter ist dieses Jahr etwas, naja, schwierig. Die Tiefs ziehen entweder super schnell oder bewegen sich kaum. Gerade erreicht ein Tief den englischen Kanal. Seine Rückseite bekommen wir hier zu spüren. Und das Teil braucht ewig, um weiterzuziehen. Wir warten bis Samstag, dann entschließen wir uns, direkt an der Rückseite des Tiefs  zu starten und den dort herrschenden Wind (starken Wind) auszunutzen. Danach kommt die Biskaya unter kräftigen Hochdruckeinfluss und das bedeutet wenig bis kein Wind. Wir wollen aber nicht wieder die ganze Zeit den Diesel laufen lassen. So beißen wir in den sauren Apfel und nehmen die mit dem Wind verbundenen hohen Wellen in Kauf. Problem ist, dass die im Anfangsteil unserer Strecke auf relativ flaches Gebiet treffen und damit ziemlich ungemütlich hackelig und kurz sind. Uwe von Intermar, der uns wieder akribisch mit Wetterinformationen versorgt, sieht das alles detailgenau voraus. Wir wissen also, was auf uns zukommt.

Samstag, 8.30 Uhr: Und los...

Bis zur Ile de Sein müssen wir mehr oder weniger aufkreuzen. Noch sind Wind und Welle in Maßen. Gegen Nachmittag frischt es dann ordentlich auf und dann sind sie auch schon da, die blöden Wellen. 

Gegen Abend nehmen wir das Groß ins zweite Reff. Der Wind bläst, in Böen bis zu 35 kn. Das tut uns nichts, im Gegenteil: Es geht flott voran und Umiak pflügt durch die Wellen mit 7 bis 8 kn. Die Wellen verkraftet sie gut - ich nicht, bin ordentlich seekrank.

Wir werden ziemlich geduscht, wie immer bei solchen Bedingungen geht viel Wasser über Deck.

Als ich mich trotz Übelkeit in unsere Kojen vorrobben kann, um nach unseren neu abgedichteten Pilzlüftern und der Decksluke zu sehen, ist die Bescherung schon geschehen. Wasser dringt ein. Mist! Unsere Arbeit hat also nicht wirklich gefruchtet, und die Matratze ist mit Salzwasser ziemlich nass. Hier zu schlafen ist nicht möglich...Mir ist zu schlecht, als dass ich mich darüber aufregen könnte. Wir stopfen in bewährter Manier die Handtücher in Lüfter und Luke. So sind wir schon tausende von Meilen gesegelt und es scheint so, als müssten wir diese Technik wohl beibehalten. 

 

Das Wichtigste aber: Wir machen ordentlich Speed und legen in dieser ungemütlichen Nacht echt Strecke zurück. Etmale mit im Schnitt 160 nm  auf dieser Biskayaüberquerung sind für unsere Verhältnisse Spitzenwerte. Unsere neuen Segel haben sich rentiert. 

 

Anfahrt aufs spanische Festland

Während am Montag Nachmittag der Wind immer mehr nachlässt - die Wellen glücklicherweise auch - und wir über Nacht noch einmal eine ganze Weile dieseln müssen, dreht der Wind vor der spanischen Küste auf NO und nimmt zu. Wir nutzen das und können bei Sonnenschein und nur mit Genua direkt Kurs aufs Ziel nehmen. Es geht mit 6 - 7 kn Fahrt wieder flott dahin. So könnten wir jetzt eigentlich noch eine ganze Zeit weitersegeln. Aber Ankommen im Hellen hat auch was. Daher steuern wir Cedeira an, eine kleine Ria kurz vor Acoruna.