Portugal, Leixoes

Kein Platz für uns

Wie mit der Marina abgesprochen, ankern wir erst mal im Hafen. Der ist riesig, der Ankergrund hält gut, und Ansgar ist voll und ganz damit beschäftigt, den riesigen Pötten, die hier rein und raus fahren (25% der Frachtschifffahrt Portugals wird über diesen Hafen abgewickelt) zuzugucken.

Am nächsten Morgen in der Marina stoßen wir auf eine nicht gerade hilfsbereite Dame im Office, die nur mit den Schultern zuckt und uns mitteilt, derzeit gibt's keine freien Liegeplätze. Sie kann uns auch nicht helfen, indem sie den nächsten freiwerdenden Platz für uns reserviert oder uns wenigstens Bescheid gibt. Wir sollen einfach wieder ins Office kommen, vielleicht haben wir dann Glück - oder ein anderer Segler kommt uns zuvor. Eigentlich hatten wir hier für 4 Wochen gebucht, um in dieser Zeit einen Ausflug nach Italien zu machen und dort Guido und Dorolis zu treffen.

Wir versuchen uns durch Kontakt zu bereits in der Marina liegenden Seglern selbst zu einem Liegeplatz zu verhelfen. Als wir die enge Boxengasse im Hafen sehen, beginnt das Grübeln. Sollen wir es überhaupt wagen, da rein zu fahren?

Wir entscheiden uns dagegen. Es kann nicht passen, zumal der Schwell im Hafen nicht unerheblich ist und wir keinesfalls unser Boot hier unbeaufsichtigt liegen lassen wollen. Also bleiben wir am Ankerplatz. Wir müssen hier zumindest warten, bis unsere Pakete mit den Ersatzteilen (u.a. eine neue Membran für den Wassermacher) angekommen sind.

Allerdings geht unser Wasservorrat nun zur Neige. Wieder müssen wir im Marina-Office anfragen, ob es eine Möglichkeit für uns gibt, Wasser zu tanken. Am Reception-Pontoon könnten wir festmachen. Dort ist der Steg zwar gebrochen, aber um eben Wasser zu tanken, würde das schon gehen. Am Wochenende sind wir da nicht erfolgreich, wieder kann uns keiner helfen, und wir überlegen schon, zum Wassertanken eben nach Porto zu fahren. Glücklicherweise ist am Montag Morgen der Chef der Marina anwesend und verspricht uns, eine Lösung zu finden. Momentan ist das Reception-Pontoon belegt, aber....

Er verlegt eine kleine Yacht an einen anderen Liegeplatz im Hafen und ruft uns später an: Wir können reinkommen und Wasser nehmen. Klasse! Zwar müssen wir dafür den kompletten Clearing-Prozess mit allem Papierkram erledigen, aber was soll's. Hauptsache wir haben wieder Wasser im Tank.

 

Und plötzlich wird's voll...

Am Wochenende ist im Hafen Zieleinlauf für die Lusiadas-Regatta. Gegen Abend bei gut 25 - 30 kn Wind wird's plötzlich voll. Vor uns ein Cat mit Life-Musik der Spitzenklasse, wunderschöne Abendstimmung und die eintrudelnden Yachten - Gänsehaut-Feeling.

 

Da sind dann echt die Rennprofis am Werk. Während unsereins spätestens bei Einfahrt in den Hafen die Segel runternimmt, knattern die Regatta-Teilnehmer unter Vollzeug ins Ankerfeld und kurven wie Alonso um die Boote. Es ist eine riesige Stimmung. Viele der Yachten haben gar keinen Anker und bleiben auch während der Siegerehrung in Bewegung oder machen an anderen Booten fest. Wir haben die Ehre, einen der Gewinner längsseits unterzubringen. Die Jungs sind mit ihrem Boot bei dem heftigen Wind erstmal bei uns im Bugsprit gelandet, die erste Kontaktaufnahme sozusagen :) Sie sind froh, dass wir ihnen das nicht übel nehmen, sondern statt dessen einen Platz an unserer Seite anbieten. Wir haben richtig Spaß zusammen und feiern kräftig. Die Organisation dieser Regatta war toll gemacht. Wegen Corona durfte die Party nicht im Yachtclub steigen. So gab es eben ein großes Fest und eine würdige Siegerehrung auf dem Wasser!

FedEx-Tage

Wir warten auf unsere Ersatzteile für den Wassermacher. Die kommen aus Trinidad - und bleiben hier erstmal im Zoll hängen. Wir bekommen nur die Information, dass weitere Informationen vom Importeur , das sind wir, erforderlich sind. Leider steht nirgendwo, welche Informationen wir liefern müssen und vor allem an wen?!

Wir telefonieren uns also durch die verschiedenen FedEx-Büros, warten auf Rückrufe, die meistens nicht kommen, und weitere Informationen, die leider nicht weiterhelfen. Reine Nervensache!!

Wir bekommen zusätzliche Zoll- und Liefergebühren aufgebrummt, die wir klaglos hinnehmen - wir wollen einfach nur unser Päckchen. Im Zoll-Formular heißt es, die Gebühren sind Cash direkt beim Courier zu bezahlen, der Zoll-Officer teilt uns mit, wir bekommen eine Rechnung, die wir erst überweisen müssten. Ok... Aber sie schicken uns keinen Rechnung! Grhmpf! Also deponieren wir den fälligen Betrag sicherheitshalber im Marina-Office. Dann bekommen wir auch tatsächlich irgendwann eine E-Mail, in der uns wiederum wieder mitgeteilt wird, die Gebühren sind doch Cash beim Courier zu bezahlen. Hüh und hott, aber uns ist das recht, geht das doch viel schneller, als wenn wir erst per Banküberweisung bezahlen müssten.

Also warten wir wieder... Und dann endlich: Paket ist in der Marina, wir können es abholen. Die Gebühren hat die Marina aber trotz allem nicht bezahlen können: Der Courier hat sich geweigert, Geld anzunehmen und meinte, wir bekämen eine Rechnung.... Na, mir doch egal, wir schwirren erstmal mit unserer Beute ab.

 

Verliebte Möwe

Während der Wartezeit sind hier Scharen von Möwen eingefallen. Die meisten treiben sich im Fischereihafen rum, einige tummeln sich auch hier bei uns am Ankerplatz. Ein verwirrtes Tierchen scheint sich in unseren Ankerball verliebt zu haben. Jedenfalls wirbt sie heftig um ihn, stundenlang..., und sie gibt nicht auf, auch wenn die Kommunikation doch recht einseitig verläuft. 

 

 

 

Die Orcas kommen näher

Mittlerweile sind die Orcas, die sich während des Sommers vor allem in der Region um Gibraltar aufgehalten haben, weiter nach Norden gezogen. Die meisten Bootsattacken werden jetzt aus dem Raum um Lissabon gemeldet. Keine so beruhigende Nachricht! Wir entschließen uns, die nächsten Hops möglichst küstennah zu segeln. Und wir bauen sicherheitshalber unseren Windpilot ab. Das Ruder würde einem Wal-Stubser sicher nicht standhalten. Es ist zwar ein ziemliches Gewürgt, bis das Ding ab und verstaut ist, aber immer noch besser, schneller und kostengünstiger als eine Reparatur.

 

DHL-Tage

Nach den spannenden FedEx-Tagen haben wir jetzt DHL-Tage. Unser zweites Paket lässt auf sich warten und wir hatten schon das Gefühl, dass es verschollen ist. Eine ganze Woche lang tut sich im Tracking nichts, dabei kommt es aus Deutschland. Am Samstag wollen wir daher schon aufbrechen und bitten SVB, das Paket zurückzurufen, als in der Nacht ein neuer Status gemeldet wird: Immerhin ist es jetzt in Portugal. Wir wollen daher noch abwarten und hoffen, dass wir es doch noch irgendwie in Empfang nehmen können. Die Wartezeit nutzen wir, um unsere Watermaker-Membran zu wechseln und endlich Porto zu besuchen.