Porto Santo

Blauwassersegeln...

Die Farbe des Wassers mitten auf dem Atlantik ist einfach grandios. Deshalb heißt es eben Blauwassersegeln. Man kann sich nicht satt sehen. Und wir genießen es. Zudem werden wir auf dem ersten Teil der Reise etliche Male von Delfinen besucht. Das ist immer wieder ein ganz besonderes Erlebnis.

 

Als wir am Nachmittag gerade aufbrechen wollten, da ereilte uns noch ein Anruf über eine Orca-Attacke vor 5 Tagen direkt auf unserem Kurs nach Porto Santo ca. 40 sm von der Küste entfernt. Kein gutes Gefühl. Glücklicherweise hatten wir uns vorher schon dazu entschlossen, unsere Windsteueranlage erst in Porto Santo wieder anzubauen. Wir werden die erste Nacht den Motor mitlaufen lassen - aus Sicherheit.

 

Ab Donnerstag Morgen haben wir dann frischen achterlichen Wind und segeln allen, die mit uns gestartet sind, davon. Die Nacht wird nochmal ziemlich doof. Starke Dünung aus einem abziehenden Tief schüttelt uns wild und lässt mich mal wieder zur Pillendose greifen. Bei heftigem Wind und dicker Welle wird es auch unserem Autopiloten zu viel. Er piepst und verweigert seinen Dienst. "Du musst steuern", ruft Ansgar, als er mich aus dem Tiefschlaf reißt. Nur wohin? Ich komme sozusagen aus Hinterindien und brauch´ doch noch ein paar Sekündchen, um mich zu orientieren. Die gibt's aber nicht.  Es dauert einige Zeit, bis wir den Fehler finden und den Autopiloten mit Hilfe einer neuen Sicherung wieder zur Mitarbeit überzeugen können. Uff - ohne Windpilot wäre ein Totalausfall ziemlich blöd gewesen. Der größte Teil der Strecke liegt ja noch vor uns.

 

Alles in allem ist es ein durchwachsener Törn, von allem ist was dabei: wettermäßig und windmäßig. Tatsächlich sind wir diesmal wirklich flott unterwegs. Da der Wind etwas östlich dreht, packen wir am Freitag früh unseren Genuabaum aus und sausen mit kräftigem Rückenwind unter Schmetterling ziemlich direkt auf unser Ziel zu. Allerdings wechselt der Wind ausgeprägt sowohl in Stärke als auch in Richtung, und wir müssen die ganze Fahrt über höllisch aufpassen, dass der Wind nicht hinter das Großsegel, aber eben auch nicht hinter die Genua gerät. Das macht den Törn relativ anstrengend, wir kommen aber mit durchschnittlich gut 6 kn Geschwindigkeit bereits nach 3 Tagen und 8 Stunden in Porto Santo an. Mitten in der Nacht entschließen wir uns erst einmal außerhalb des Hafens vor dem Strand zu ankern.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Ankerplatz vor dem Strand bietet einen fantastischen Ausblick auf die Insel. Das Wasser ist glasklar und tintenblau, die Wassertemperatur weit über 20 Grad - Schwimmen wie in der Karibik!!!

Aber hier geht ein ganz schöner Schwell. Als nach einigen Tagen im Hafen eine Boje frei wird, packen wir unseren Anker ein und geben den schönen Blick zugunsten einer ruhigen Lage auf.

 

Bojenplatz im Hafen

Das Wasser im Hafen ist ebenfalls glasklar, man kann mühelos den Grund sehen. Der Ausblick ist nicht ganz schlecht (siehe Foto), wird aber von den umliegenden Bauten und dem Fähranleger etwas begrenzt.

Im Caipirinha-Paradies

Unser erster Ausflug in die City lässt uns staunen. Es hat sich soviel geändert, seit unserem Besuch im Sommer 2018. Aus dem verschlafenen Örtchen ist eine gepflegte kleine Stadt geworden, mit vielen neuen chicken Bauten, Läden, Bars und Restaurants. Wieder fällt uns auf, wie es die Portugiesen geschickt verstehen, neues Design in alten Bestand zu integrieren. Es ist eine Freude durch die Straßen hier zu spazieren...

Und es gibt einen neuen Supermarkt, der seines Gleichen sucht: riesengroß, reiche Auswahl, alles, was man nur irgendwie brauchen könnte, schön gemacht, wer keinen Hunger hat, kriegt hier zumindest Appetit - unglaublich!

 

Allerdings müssen wir enttäuscht feststellen, dass unsere ehemalige Lieblings-Caipirinha-Bar geschlossen ist. Erst am nächsten Tag führen uns unsere hartnäckigen Recherchen ins "Caipirinha-Paradies", und das nicht nur wegen dem leckeren Gesöff (großes Glas - 4 €). Diese kleine Strandbar (siehe Foto) ist das Paradies. Das Gebäude beherbergt ein stylisches Restaurant mit nett eingedeckten Tischen, draußen kann man auf der großen Terrasse mit den kleinen Bast-Sonnenschirmen und den Liegestühlen "Karibik" genießen. Dazu blühen die Bougainvillaen in schillernsten Farben. Was für ein Ort!

 

Wir werden hier definitiv länger bleiben (also in Porto Santo, nicht nur in der Bar :). Beim ersten Besuch hat die Zeit gedrängt. Zeit, die wir diesmal nutzen wollen, um die Insel in Ruhe und ohne Stress wegen irgendwelcher Wetterfenster zu erkunden. Was aber wie immer am Wichtigsten ist: Wir treffen hier so viele nette Leute, sowohl Segler als auch Locals und so driften wir von einem Schwätzchen zum nächsten. 

 

Und: Wir genießen die sommerlichen Temperaturen mit um die 25 Grad. Das ist genau das, was wir uns nach dem langen kalten Corona-Winter wünschen. Übrigens wird hier streng kontrolliert. Um auf der Insel einklarieren zu können, muss man den Covid-Pass vorab per Email einreichen und dessen Validierung abwarten.

Als wir morgens am Ankerplatz aufgewacht sind, kamen gleich zwei Marinapolizisten vorbei. Sie hatten unsere Papiere bereits gecheckt und erinnerten uns höflich, uns trotzdem noch persönlich im Marina-Office anzumelden. 

 

Alle sind hier super nett - wir fühlen uns pudelwohl.

 

Und noch zum Thema "Die Welt ist klein". Gestern haben wir hier am Steg ein Paar getroffen, das wir 2019 in der Karibik kennengelernt haben. Echt ein Zufall, denn wir hatten eigentlich ganz unterschiedliche Ziele. Daher hatten wir mit ihnen so gar nicht gerechnet und sie erst einmal auch gar nicht gleich erkannt. Wir hoffen, die Beiden noch zu uns an Bord einladen zu können, bevor sie hier ablegen. Wer weiß, wo wir das nächste mal aufeinander treffen.

 

 

 

Inselerkundung

Mit Rad und Quad erkunden wir Porto Santo. Das Quad haben wir nur für einen Tag gemietet. Das reicht, um jede Straße mindestens einmal abgefahren zu sein. Wir genießen die herrliche Landschaft und beeindruckende Ausblicke und fühlen uns in der kleinen Stadt Vila Bajia sehr wohl. Hier hat man alles, was man braucht: Ruhe und Einsamkeit, aber auch Bars und viele nette Leute, einen fantastischen Supermarkt, und alles unglaublich kostengünstig. Die Tarife in der Marina: 6,50 € pro Tag, egal ob am Ankerplatz, an der Boje (nagelneu und geprüft!!) oder am Steg in der kleinen Marina.

 

Segler-Community

Wir ziehen die Boje vor. Der Schwell in der Marina ist nicht ohne, zumindest bei Südwind, und Steg A ist vor einigen Monaten abgebrochen und nur noch halb vorhanden. Da fühlen wir uns an unserer schönen neuen Boje doch viel sicherer. Und Ruhe hat man dort auch.

Die abendlichen Treffen der Segler im kleinen Marina-Restaurant bringen Spaß und lassen uns auch im Dunklen noch losziehen, um sich bei einem gemeinsamen Gläschen Wein über Boote, Wetter, Routen und Ersatzteile ( :( ) auszutauschen.

Auch in der Feiluft-Galerie haben wir uns verewigt. Auf unserem Bild ist noch ein bisschen Platz, den wir mit weiteren Jahreszahlen zu füllen gedenken.

 

Im botanischen Garten

Ja, das gibt es hier wirklich. Zugegeben nicht sehr groß, aber unglaublich liebevoll gemacht mit nett angelegten kleinen Wegen, die durch eine sorgfältig gehegte Pflanzenwelt führen, vorbei an zahlreichen Vogelvolieren mit den buntesten Vögeln in den verschiedensten Größen.

Engeren Kontakt haben wir hier mit Lara, einer großen Papagei-Dame, die uns ihre Zunge durch den Käfig entgegenstreckt (fühlt sich an wie die eines Kälbchens, nur nicht so rau) und mit VIP, einem grünen Kakadu, der es sehr gerne hat, wenn man ihm sein kleines Köpfchen krault.

Hier geht alles ganz ruhig und langsam zu, die wenigen Besucher treffen sich in der kleinen Cafebar, den Kaffee macht der Chef, der am Eingang auch abkassiert hat (3,00€).

Der Aufwand, um diese grüne Oase inmitten dieser ariden Insel zu unterhalten, muss immens sein. Aber es ist natürlich eine Touristenattraktion und vor allem für Familien mit Kindern sicher der Hit.

 

Einfach - und einfach klasse

Manches lässt sich auch einfach lösen. Dieser Radler hat auf alle Fälle einen 100% Recycling-Renner kreiert. Man braucht nur die richtigen Ideen.

Und er scheint ganz besonders an seinem Meisterstück zu hängen: Normalerweise sperrt hier niemand irgendetwas ab - es ist eine kleine Insel, man kommt ja nicht weit. Und Verwechselungsgefahr gibt es bei diesem Exemplar auch irgendwie nicht wirklich. Um ruhig zu schlafen, würden wir ihm unbedingt Gero´s Airtag (siehe Amazon Fa. Grapid) empfehlen...

Abschied von Porto Santo

Gut drei Wochen sind wir nun schon hier - die Zeit verfliegt.

Wir entschließen uns, das kommende Wetterfenster zu nutzen und zu den Kanaren zu segeln.

Glücklicherweise können wir hier auch unsere Windsteueranlage wieder installieren. Wegen der Orca-Angriffe an der spanischen und portugiesischen Küste hatten wir die abmontiert. Jetzt sind wir froh, dieses Stress-Thema hinter uns gelassen zu haben und freuen uns auf die vor uns liegende knapp 300 sm.