El Hierro

Ein Hafen (fast) für uns ganz allein

Ankern kann man nicht auf El Hierro. Wir wollen in Puerto Estaca festmachen - ein ziemlich neuer Hafen, gut geschützt mit soliden Stegen. Viel los ist hier nicht, aber die Liegeplätze erscheinen uns sicherer als in der (belebteren) Marina Restinga im Süden der Insel.

Wenn man bei Gomera von sanftem Tourismus spricht, muss man sagen, dass es auf El Hierro eigentlich gar keinen gibt. In Restinga sind ein paar Tauchbasen zu finden und über die Insel verteilt einige kleine Hotels und Apartments. Das war es. Wer Ruhe braucht, hier ist sie zu finden. Den Check-In in der Marina macht die Hafenpolizei, die auch für die einmal täglich fahrenden Fährbetrieb zuständig ist. Anscheinend ein ziemlich cooler Job, jedenfalls weit entfernt von "hektisch". Alles super freundlich und entspannt!

 

Mit dem Auto unterwegs...

Um erst einmal einen Überblick über die Insel zu erhalten, leihen wir uns wieder ein Auto. Leider hängen in den Bergen der Insel zum Teil dichte Wolken, die auch Sprühregen absetzen. Dennoch: Die Landschaft ist grandios. Wir starten in Valverde, der einzigen Hauptstadt der kanarischen Inseln, die nicht am Wasser liegt, sondern auf ca. 500 bis 700 m Höhe. Über die grünen Wiesen rund um San Andres gelangen wir an den Aussichtspunkt Jinama, der über dem Tal El Golfo thront. Ursprünglich muss man sich El Hierro als eine einzige Vulkanpyramide vorstellen. Vor 50. bis 100.000 Jahren ist durch Erdbeben ein riesiges Gebiet dieser Pyramide abgebrochen. Es bildete sich ein grünes, fruchtbares Tal: El Golfo. Hier findet auch heute das landwirtschaftliche Leben auf der Insel statt: Bananen, Ananas und Wein gedeihen hier prächtig. Im Gegensatz zum Rest der Insel ist hier richtig viel los.

Unten im Tal besuchen wir das "Ökomuseum Guinea". Hier wurde ein altes Dorf der ursprünglichen Bevölkerung erhalten bzw. wieder aufgebaut. Bis zum Jahr 1970 (!!!) war es bewohnt. Man findet dort heute verschiedene Bauernkaten, die unterschiedlichen Jahrhunderten zugeordnet werden können. Tauschen möchte man nicht. 1970 ist ja noch nicht lange vorbei. Dass es einen Wegzug der Inselbewohner nach Südamerika (insbesondere Venezuela) gegeben hat, kann man gut verstehen. Das Leben war hart und einfach, und einfach hart.

Pozo de la Salud 

Etwas weiter im Südwesten gibt es eine Heilquelle. Hier steht ein ganz schönes Hotel. Als wir den Ort besuchen, scheint es aber dennoch verlassen. Vielleicht nicht die richtige Saison? Wann hier Kurgäste ihren Körper heilen, wissen wir nicht.

Der Nullmeridian

Wir fahren weiter und gelangen zum süd-westlichsten Punkt Europas (noch weiter im Westen sind nur die Azoren!). Hier hatte Ptolomaeus den Nullmeridian festgelegt, ca. 150 n Chr. Der Leuchtturm Faro de Orchilla kennzeichnet diesen Punkt. Heute weiß man, dass die Welt hier Richtung Westen noch nicht zu Ende ist. Wer also von Euch aufs Wasser möchte, möge bitte die korrigierte Version (Greenwich) verwenden. Ihr würdet ja sonst von der Erdscheibe fallen! :)

 

Vom Wind gebeugt

Die Westspitze der Inseln fasziniert uns. Es ist vulkanisch und durchzogen von roten Gesteinsschichten. Die schwarze Lava sieht aus wie überdimensionale Kuhfladen, also eigentlich wie Dinosaurier-Schei... Aber ehrlich! Dass diese Masse steinhart ist und ein Begehen unmöglich ist, kann man sich kaum vorstellen. Besonders skurril sehen die vom Wind gebeugten phönizischen Wacholderbäume aus. Man sieht ihnen ihren Überlebenskampf förmlich an.

 

 

Kiefernwald mit schwarzer Borke

Besonders fasziniert uns auf unserer Insel-Rundtour der Kiefernwald. Es gab einen Brand, so dass praktisch jeder Baum eine mehr oder weniger schwarze Rinde aufweist. Dennoch - die meisten Bäume haben überlebt und sind wieder grün. Einige haben richtige Explosionslöcher in ihrem Stamm, etlichen hat das Feuer aber auch den Garaus gebracht.

Wir treffen hier Schäfer, die uns ein bisschen etwas darüber erzählen und wir schauen ihnen bei ihrer Arbeit mit den Tieren zu. Die Hunde sind fantastisch, sie kennen ihren Job sehr genau!

Im Kiefernwald

Wasser in der Bilge

Seit einigen Tagen haben wir immer wieder Wasser in der Bilge. Zunächst befürchten wir, dass es aus der Kühlwasserpumpe von der Hauptmaschine kommen könnte.

Dann stellen wir fest, dass das Zweiwege-Ventil vom Abwasser undicht ist. Wir hatten vor Jahren schon einmal ein neues Ventil eingebaut, das alte Teil aber glücklicherweise wieder gesäubert und hergerichtet. Das müssen wir jetzt einbauen, denn das leckende Ventil ist von Rissen durchsetzt - da ist nichts mehr zu retten.

Vom letzten Umbau wissen wir, dass das eine sehr, sehr knappe Angelegenheit ist, zumal das Ventil soweit seitlich versteckt ist, dass man es ohne Spiegel gar nicht wirklich sehen kann. Das bedeutet mehr oder weniger blind bzw. eben mit Spiegel arbeiten. In den engen Raum passt aber auch nur immer ein Arm. Der Ausbau geht noch einigermaßen gut, der Einbau stellt uns vor große Herausforderungen. Unzählige Male müssen wir das Ventil wieder herausnehmen und neu probieren, die drei Schlauchanschlüsse an Ort und Stelle zu kriegen. Acht Stunden. !! Acht Stunden für ein Ventil - und zwischendurch waren wir ganz schön frustriert. Aber letztendlich hat unsere Hartnäckigkeit gesiegt und alles sitzt an der richtigen Stelle. Die nächsten Tage kontrollieren wir mit Argusaugen, ob auch wirklich alles dicht ist. Bisher schaut's gut aus. Zur Sicherheit und um das Thema "Fäkalien" auch richtig schön abzurunden, warten wir auch die Jabsco-Fäkalienpumpe, die jetzt immerhin schon zwei Jahre brav ihren Dienst tut. Ein neuer Impeller und frische Dichtungen, das sollte reichen. Wir hoffen, die nächsten Jahre wieder Ruhe zu haben.

Wandern auf El Hierro

Wir verschieben unsere Abfahrt von El Hierro. Wir wollen uns noch ein bisschen auf der Insel umschauen, und der Wind passt auch nicht gut, um nach La Palma zu gelangen. Also verlängern wir in der Marina um ein paar Tage und starten morgens mit dem Bus in die Hauptstadt Valverde. Von dort wandern wir den "Camino Ancho", den breiten Weg, zurück in die Marina. Über diesen Pfad wurden früher mit Eseln sämtliche Waren hoch in die Stadt transportiert. 

Wir laufen mit Blick auf die See, genießen die Ausblicke und die beeindruckende Natur, die wieder so ganz anders ist, als alle anderen kanarischen Inseln, die wir bisher besucht haben.

Von Valverde nach Puerto Estaca